BERFA (eve). Dass, was der alle vier Jahre stattfindende Kreisfußballtag auch leisten soll, nämlich einen Ausblick zu wagen, fand im Prinzip am Samstag in Berfa nicht statt. Erst in seinem Schlusswort sprach der alte und neue Kreisfußballwart Josef Wess das sich immer deutlicher abzeichnende "dramatische demographische Problem" im heimischen Fußball an - Zu spät, denn die meisten Vereinsvertreter befanden sich bereits in fortgeschrittener Aufbruchstimmung. Wess relativierte seine Aussage zwar wieder, indem er feststellte, dass ein kleiner Ausschuss auf Kreisebene in dieser Frage sowieso keine echte Hilfestellung geben könne. "Da müssen andere die Rahmenbedingungen und die Infrastrukturen für Verbesserungen vorgeben." Der, der diesen "Hilferuf" hätte hören sollen, nämlich der HFV-Präses und DFB-"Vize" Rolf Hocke, hatte zu diesem Zeitpunkt schon längst den Rückweg nach Frankfurt angetreten. Wie schon der letzte, so verlief auch dieser Kreisfußballtag in beinahe überwältigender Einmütig- und Einstimmigkeit. Alle Ausschüsse wurden wiedergewählt oder bestätigt.
Der Tätigkeitsbericht des Kreisfußballwartes lag schriftlich vor. Eine Aussprache fand nicht statt. Ein gutes Drittel der Clubs - anwesend waren 29 von 47 Vereinen - war der wichtigsten Veranstaltung auf Kreisebene vielleicht auch ob der zu erwartenden "Einmütigkeit" fern geblieben. Ebenfalls einstimmig durchgewunken wurde ein Antrag des Clubs der Altfußballer (CDA), der sinngemäß vorschlug, die Existenz des CDA in der Satzung des HFV zu verankern. Dann "zauberte" Wess noch einen Antrag der SG Bechtelsberg aus dem Ärmel, der vorsah, die Teilnahme der Vereine an Pokalspielen zu einer "freiwilligen Verpflichtung" werden zu lassen und den Pokalwettbewerb damit aufzuwerten. Gleichzeitig sollte der Pokal durch Einbindung von Sponsoren attraktiver gemacht werden. Nach zwei kurzen, wohlmeinenden Wortbeiträgen des Ruhlkirchener Vorsitzenden Peter Kraus und des stellvertretenden Jugendwartes Eckard Schneider (Homberg) wurde der Antrag ohne weitere Diskussion zur Abstimmung gestellt, wobei nicht klar war, ob über den Antrag oder nur darüber abgestimmt werden sollte, ob über den Antrag diskutiert werden kann.
Nachdem die Stimmkarten eingesammelt waren, stand fest, dass es keine weitere Abstimmung mehr geben konnte. Mit 52:53 Stimmen wurde das Ansinnen der Bechtelsberger abgelehnt. Anschließend zeichnete sich ab, dass dieser Antrag - dann allerdings besser vorbereitet - bei nächstbester Gelegenheit erneut gestellt werden könnte.
Zum Auftakt der Veranstaltung im Berfaer Sportheim bat der zweite Vorsitzende Friedhelm Walther die Vertreter aus Sport und Politik darum, die Vereine trotz angespannter Kassenlage nicht im Regen stehen zu lassen. Noch deutlicher wurde der Ortsvorsteher Heinz Stumpf, der die Verantwortlichen gar ermahnte, wie bei solchen Anlassen üblich, nicht das hohe Lied des Ehrenamtes und seine Bedeutung für die Entwicklung der Gesellschaft zu singen, "und wenn es ans Bezahlen geht, dann ziehen sie sich zurück".
Es könne genauso wenig sein, dass sich die Kommunalpolitik aus dem Sport zurückziehe, indem Mittel rigoros gekürzt würden. "Wir hier setzen uns schon lange für die Gemeinschaft ein und füllen das Ehrenamt aus. Wir brauchen niemanden, der uns sagt, was zu tun ist. Wir benötigen für unsere Arbeit aber die Mittel." Die Politik sollte die gesellschaftlich relevante Funktion der Vereine nicht unterschätzen.
In das gleiche Horn stieß auch der Sportkreisvorsitzende Günther Krämer, indem er auf die Gefahren hinwies, die entstehen, wenn sich die Politik finanziell aus dem Sport zurückzieht. Gleichzeitig machte Krämer deutlich, dass es noch nie so gute Sportförderungs- und Investitionsprogramme gegeben hätte wie zurzeit. Die Vereine müssten nur die entsprechenden Anträge stellen. Dabei könne das Sportkreisbüro behilflich sein.
Im Hinblick auf die Verantwortung der Stadt Alsfeld (die keinen Vertreter nach Berfa entsenden konnte), stellte Krämer fest, dass die Stadt Alsfeld schlecht beraten wäre, die Sportförderung einfach zurückzufahren, um dann aber sibyllinisch einzuschränken: "Zur Zeit ist es bloß etwas schwierig, es nicht zu tun."
Landrat Rudolf Marx oder auch DFB-Vizepräsident Rolf Hocke betonten die durch die WM 2006 nicht nur in Deutschland entstandene positive Außenwirkung und den Stellenwert der Fußballs in und für die Gesellschaft. Hocke ging noch kurz auf die Verbandsstrukturreform ein, die auch das Ziel hätte, den Verband zukunftsfähiger zu machen.
Anschließend verlieh Hocke dem ehemaligen Kreisfußballwart Dieter Welker für seine Lebensleistung die Urkunde zum Ehrenkreisfußballwart. Der ehemalige SV06-Vorsitzende und langjährige Fußballwart Welker "ist seit 60 Jahren Mitglied im HFV und war allein 46 Jahre lang im Verbandsspielausschuss tätig. Man muss sich das mal vorstellen, 46 Jahre", so Hocke anerkennend.
Verabschiedungen: Mit Dank für ihren großen Einsatz aus dem Kreisfußballausschuss verabschiedet wurden: Erwin Fiedler, Ehringshausen, (über 30 Jahren Beisitzer im Kreisrechtsausschuss), Reinhold Göllner, TSG Kirtorf, (Kreisjugendwart), Günter Stiebig, Schwarz (Vorsitzender der Trainervereinigung), Carsten Well, Ober-Breidenbach/Strebendorf, (von 1985 bis zu seiner Wahl Ende 2000 als Verbandsjugendwart im Kreisjugendausschuss als Kreisjugendwart tätig), Horst Kohlhase, TSV Groß-Eichen (über 30 Jahren Mitglied im Kreisjugendausschuss).
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